Gruppenausstellung "ja, natürlich" / by Sally Grayson

"ja natürlich"

24. April - 26. Juni 2016

Gruppenausstellung "ja natürlich"

Wolfgang Flad, Mélanie Lachièze-Rey, Philip Loersch, Markus Merkle, Uwe Seyl, Amely Spötzl

Das Verhältnis zwischen Mensch und Natur ist seit jeher ein ambivalentes. Der Mensch lebt von und mit der Natur, versucht deren Strukturen zu ergründen, von der Natur zu lernen und lässt sich von Vorgängen, Formen, Prozessen inspirieren, im Einklang mit ihr zu leben oder einen direkten Nutzen zu ziehen. Nicht selten dominiert dabei jedoch das Interesse am unmittelbaren, eigenen Vorteil und blendet einen sensiblen, ressourcenschonenden und vorausschauenden Umgang mit der Natur aus. Diese wird gnadenlos ausgebeutet.

Zunehmend ist das Verhältnis von Distanz geprägt. Virtuelle Datenströme, ein jederzeit verfügbares theoretisches Know-How ersetzen oft physische, haptische und sinnliche Erfahrungen und verändern unser Weltbild und die Bilder, die wir uns von der Welt machen. Und doch ist der Wille zur Annäherung da. Naturphänomene, Strukturen, Ereignisse üben eine Faszination auf uns aus. Wir wollen verstehen, was passiert, veranschaulichen und vereinfachen, nehmen Natur als schützenswerten, kostbaren Lebensraum wahr und bestaunen die Wunder der Natur.

Für die Ausstellung „ja natürlich“ haben sechs Künstlerinnen und Künstler individuelle Zugänge mit unterschiedlichen Mitteln und Techniken, Herangehens- und Sichtweisen geschaffen. Sie sind präzise Beobachter, Dokumentatoren, Kommentatoren. Ihre Kunstwerke thematisieren Ideen, Formen, Ordnungsprinzipien, Strukturen und Rhythmen, sind Makro- oder Mikroaufnahmen.

Der Scharnhauser Park mit seinem Stadthaus bzw. der Städtischen Galerie Ostfildern, ist ein Stadtteil, der nicht natürlich gewachsen ist, sondern bei dem es sich um eine Kulturleistung handelt. In den Galerieräumen, die sich durch ihre klaren Linienführung und ihre Geometrie auszeichnen, entstand ein spannender Dialog mit den Kunstwerken.

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Markus Merkle erschafft kontemplative Arbeiten mit einfachen, natürlichen Materialien, die erzunächst verfremdet, um sie anschließend wiederum naturähnlich anzuordnen. Die Bündel aus Bambusstäben mit modellierten Handgriffen von „version (mon santo)“ erinnern an Kornähren. Stärker als jedem anderen Lebensmittel droht Getreide durch den Eingriff von Konzernen in die genetische Grundsubstanz die unwiderruflich Veränderung aus Ökonomisierungsgründen. Die Folgen sind jedoch nicht abzusehen. Eingebunden in zylinderförmige Metallgehäuse, wirken die Bambusstäbe domestiziert. Die Handabdrücke des Künstlers stehen für Spuren, die der Mensch bei der Manipulation der genetischen Formel hinterlässt. Gleichsam zeigt dies jedoch auch, dass der Mensch diese Eingriffe steuern kann, die Zukunft durchaus noch Handlungsfreiräume bereithält. Die Grundeinheiten der hängenden Skulptur „Romeo“ nehmen Bezug auf die Maße der Räume der Städtischen Galerie. Als Linie im Raum vollziehen die knöchern wirkenden, rechtwinklig angeordneten Stangen eine Spiralbewegung nach und wecken Assoziationen zum räumlichen Modell der DNA-Doppelhelix.

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